Nachhaltige Entwicklung in einer pluralen Moderne – Verlag Matthes & Seitz Berlin
July 11, 2014
Wie sollen wir leben in einer vielfach bedrohten Welt?
Gemeinsam verschieden. Leben in einer Welt der Krisen
Die Beiträger des vorliegenden Bandes – unter ihnen einige der wichtigsten Intellektuellen Lateinamerikas – reflektieren anthropologisch-kulturelle Voraussetzungen für das Verständnis von Entwicklung, Nachhaltigkeit und Politik. Im Zentrum steht die kollektivethische Frage »Wie sollen wir leben in einer vielfach bedrohten Welt?«
Ökologische Themen sind im lateinamerikanischen Diskurs weit nach vorne gerückt. Sie bilden mit den klassischen Fragen sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlich-kultureller Selbstbestimmung neue Verbindungs- und Trennungsmuster. Aus den politisch wiederbelebten Kosmologien der Andenvölker kommen Kritik am Wirtschaftswachstum und am Planungszentralismus, Ideen von den Rechten der Natur und dem Gleichgewicht eines „Guten Lebens“ (sumak kawsay); Aspekte, die jeweils Entsprechungen etwa im „Post-Wachstums“-Denken, dem Liberalismus, der Tiefenökologie oder dem Aristotelismus finden. Auch Spannungen gibt es, etwa zwischen dem Ruf nach „Mehr Natur!“ und dem nach „Weniger Marginalisierung!“, oder zwischen der Erkenntnis, dass der Nationalstaat ein morsches koloniales Erbe ist, und dem Bedürfnis, der Eigenmacht der Märkte stärker entgegenzusteuern.
Akademische Fragen; politische Fragen. Die Autoren beantworten sie vor dem Horizont eines pluralen Begriffs von Entwicklung – von Positionen des ungebundenen Denkens, aber auch solchen der unmittelbaren Verantwortung aus. Was sie eint, sind das Wissen um ihre Verschiedenheit und der planetare Kontext der Zivilisationskrise, auf die sie sich letztlich alle beziehen. Eine geistige Bestandsaufnahme des kreolischen Kontinents, der wie kaum ein anderer politisches Labor der Gegenwart und Zukunft ist.
Nachhaltige Entwicklung in einer pluralen Moderne – Verlag Matthes & Seitz Berlin.